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Nie mehr Meer

Tja, ihr Lieben, heute heißt es Abschied nehmen - und zwar vom Meer. Unser ständiger Begleiter seit 5 Tagen, unsere Konstante in all der Verfahrerei und der Unsicherheit mit den Fahrradwegen. Heute wenden wir uns der Rhône zu.

Nach unserem ausgiebigen Frühstück im Park folgte eine kleines Gymnastikintermezzo. Darauf hin wurden wir von drei Rentnern angesprochen. Auch sie zeigten sich sehr interessiert an unserer Tour, allerdings mischte sich auch Besorgnis in das Gespräch, als es um Corona ging. Gestern Abend hat Macron weitere Sicherheitsmaßnahmen verlautbaren lassen, alle Schulen, Unis und Kindergärten bleiben hier bis auf weiteres geschlossen. Die Angst hat nun auch die Südküste eingeholt. Mehr als umsichtig sein, können wir allerdings auch nicht...
Unser Weg führte uns durch die Örtchen la grande Motte und Le grau du roi. In letzterem verbrachten wir eine letzte Mittagspause am Meer. Hier gab es dann auch mal Bällcheneis, immer noch recht teuer, aber bei diesem doch überraschend sonnigen Tag, dem letzten am Strand, konnten wir beide nicht widerstehen.

Der weitere Weg führte uns nun an einem Rhôneksnal entlang, allerdings noch nicht die Rhône selbst.

Dort war der Weg phantastisch ausgebaut. Gegenwind war auch dort zu spüren, das ist halt wegen des Nordwindes grundsätzlich zu erwarten. Aber er war nicht so stark, uns kamen viele Menschen entgegen, auch zwei älter Herrschaften, die Frühlingszwiebeln sammelten. Kurzerhand ließen wir uns zeigen, wo diese wuchsen, und sammelten selbst welche für ein Mittag/ Abendessen am späten Nachmittag. Dieses ausgedehnte Essen führte mir einige Dinge vor Augen. Erstens: die Welt ist aktuell unser Wohnzimmer. Und heute hatten wir dieses doch exzessiv zum gammeln genutzt. Und zweitens: ich genieße es zwar sehr unterwegs zu sein, sehne mich aber gerade in dieser unruhigen Zeit nach einer gewissen Stabilität und Sicherheit. An dieser fehlt es hier vollkommen...
Nunja. Nach dieser langen Pause war zumindest ich doch sehr motiviert, vor Einbruch der Dunkelheit noch einige Kilometer zu machen. Der weitere Weg war dann sehr unschön an einer recht großen Straße, aber mit toller Landschaft.

An dieser Stelle offenbart sich eine allgemeiner Problematik unserer gemeinsamen Reise: ich bin meist Tagsüber Top motiviert und auch bei Gegenwind noch recht flott unterwegs. Annika fällt die schnelle Fortbewegung schwerer, sie kann dafür aber problemlos bis in die Nacht unterwegs sein. Heute haben wir letztes Konzept mal ausprobiert. Für mich waren die Stunden im Dunkeln eine einzige Katastrophe. Trotz Taschenlampe kommt man viel langsamer voran, Schlaglöcher sieht man herzlich spät und einen Schlafplatz zu finden wird auch immer schwerer. So landeten wir kurz vor 21h mitten auf dem Feld auf einem Grasweg, der ins nichts führte. Dort stehen wir jetzt auch mit dem Zelt, unter so etwas wie einen modernen Aquädukt und hoffen, dass uns morgen keiner hier verscheucht...